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Texte von Dr. Oliver Domzalski, Initiative "Neugraben fairändern"

Darf's ein bisschen weniger sein?

Tipps und Rezepte ab 22. Februar jeden Mittwoch bis Ostern.

Fasten? Das klingt in vielen Ohren nach quälendem Verzicht. „Aber man kann es auch als befreiend empfinden, wenn man einmal ausprobiert, ob man für eine bestimme Zeit ohne etwas auskommt, an das man sich gewöhnt hatte" meint Wolfgang Zarth von unserer Initiative.

Und Fasten kann viele Gesichter haben. Beim Gesundheitsfasten verzichten Menschen ein paar Tage lang auf jegliche Nahrung. Musliminnen und Muslime verzichten im Ramadan auf das Essen und Trinken, während die Sonne am Himmel steht. Christinnen und Christen aßen einst zwischen Aschermittwoch und Ostern kein Fleisch. Heute lassen viele in dieser Zeit Alkohol und/oder Zigaretten weg. Andere schränken ihren CO2-Abdruck ein.

Oliver Domzalski von Neugraben fairändern: „Fasten muss nicht immer Totalverzicht bedeuten. Man kann auch mal ausprobieren, sich mit weniger zu begnügen. 80 Prozent des Üblichen reichen meistens auch. Und manch ausprobierte Veränderung kann man dann sinnvollerweise dauerhaft in seine Gewohnheiten integrieren.“

Wie lebt es sich und wie schmeckt es, wenn man seinen Fleischkonsum und die Milchprodukte etwas reduziert? Und stattdessen mehr auf regionale, saisonale, klimafreundliche und faire Produkte achtet?  Regional – das heißt, lange Transportwege der Produkte vermeiden. Saisonal bedeutet: Muss es im Winter wirklich Erdbeeren und andere Sommerfrüchte geben? Klimafreundlich sind zum Beispiel Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst im Vergleich zu Fleisch, Butter und Käse. Und fair sind Lebensmittel, deren Produzenten so bezahlt werden, dass sie von ihrer Arbeit leben können.

Bis Ostern finden Sie hier wöchentlich neue, konkrete Tipps, wie man mit verändertem Konsum mehr Lebensqualität schafft.

Fastentipp Nr.7: Alte Gewohnheiten prüfen

7. Fastenwoche: 5. April bis Ostern - und vielleicht darüber hinaus?

Die Fastenzeit 2023 geht am Ostersonntag zu Ende. Aber vielleicht haben Ihnen unsere begleitenden Tipps ja Anregungen dafür gegeben, etwas dauerhaft in Ihren Alltag zu integrieren. Haben Sie entdeckt, dass Sie mit einer Veränderung der Gewohnheiten gut zurechtgekommen sind, die Sie sich vorher gar nicht zugetraut haben? Was erscheint Ihnen weiterhin unpraktikabel? Worauf wollen Sie nicht für immer verzichten? Und was gefällt Ihnen und macht Sie zufrieden? Vielleicht sogar stolz? Weil ihnen der dahinterstehende Gedanke einleuchtet?

Schauen wir uns noch einmal an, was Sie in den letzten Wochen ausprobieren konnten. Wichtig: Es geht nicht um „Ganz oder gar nicht“. Und auch nicht um „Alles oder nichts.“ Totale Askese ist unrealistisch und oft auch unsympathisch. Gerade am Anfang hilft es, sich eine dauerhafte Veränderung vorzunehmen. Und zwar nicht als „Nie wieder!“, sondern als „Etwas seltener erhöht den Genuss“.

Hier noch einmal unsere sechs Tipps für den „inneren Einkaufszettel“:

Tipp 1: Häufiger saisonale und regionale Gemüse- und Obstsorten wählen statt exotischer Importe. Aus frischem Wintergemüse lässt sich so viel Gutes zaubern.

Tipp 2: Darf’s ein bisschen weniger sein? Beim Einkaufen und beim Kochen Mengen genauer planen. Weggeworfene Reste sind ärgerlicher als mal eine leere Schüssel.

Tipp 3: Weniger Fleisch und Milchprodukte – das Klima sagt Danke! Nicht nur Ihre Gesundheit profitiert, wenn Sie ab und zu nach Alternativen zu tierischen Produkten schauen, sondern auch unser Planet.

Tipp 4: Weniger CO2 verursachen: Transport und Treibhäuser sind Energiefresser – und immer öfter auch Preistreiber. Deshalb: Öfter mal Wochenmarkt statt Supermarkt.

Tipp 5: Weniger Wegwerfen. Außer besserer Planung (siehe Tipp 2) hilft dabei: Mindesthaltbarkeitsdatum richtig verstehen. Das meiste kann man auch danach noch genießen. Optimal lagern undden Überblick behalten. Und: Haltbar machen oder Reste verwerten.

Tipp 6: Faires Fasten. Bei Bananen, Kaffee, Schokolade auf das Fairtrade-Siegel achten.

Und jetzt: Frohe Ostern – mit vielen Genüssen!

 

Fastentipp Nr. 6: Faires Fasten. Bananen, Kaffee und Schokolade bewusst auswählen

6. Fastenwoche: 29. März bis 4. April

Was bei uns sauber verpackt und lecker ankommt, trägt oft unsichtbare Spuren des Leids: schlechte Bezahlung und Behandlung der Bauern und der Transportarbeiter, gesundheitsgefährdender Pestizideinsatz, hoher Wasserverbrauch. Aber mit Ihrem Einkaufsverhalten können Sie Einfluss nehmen. Das soll nicht den Druck von der Politik nehmen, etwa durch Lieferkettengesetze aktiv zu werden. Aber am Ende sind es nicht die Politiker und Politikerinnen, die jedes Jahr 1 Million Tonnen Bananen essen, sondern wir alle. Die Banane ist das meistkonsumierte Frischobst der Erde. Eine Containerschlange nur mit den Bananen, die alleine in Deutschland jährlich verbraucht werden, würde von Hamburg bis Stuttgart reichen.

Wenn Sie beim Kauf von Bananen auf das Fairtrade-Siegel achten, helfen Sie dabei, dass die Bauernfamilien nicht nur 1 Cent von jedem Euro bekommen, der hier für Bananen ausgegeben wird, sondern einige Cent mehr. Davon können sie zumindest ein wenig Gesundheitsschutz und Schulbildung bezahlen. Wichtig: Das Bio-Siegel genügt nicht. Es garantiert zwar, dass die Natur beim Anbau der Bananen geschont wurde – aber nicht zwingend auch die arbeitenden Menschen.

Dasselbe wie für Bananen gilt auch für Kaffee und für Kakao, also den Grundstoff für Schokolade: Auch deren Produzenten leiden für Dinge, die fast nur im reichen Norden genossen werden.

Wenn Sie beim Kauf dieser drei Produktarten – Bananen, Kaffee und Schokolade – auf das „Fairtrade“-Siegel achten, tragen Sie dazu bei, dass der fair gehandelte Anteil dieser beliebten Konsumgüter steigt. Das bedeutet einen echten Unterschied.

Faire Produkte gibt es übrigens dienstags und donnerstags von9-14 Uhr im ASB-Vorraum am Neugrabener Markt und an jedem zweiten Samstag des Monats auf dem Markt selbst.

Fastentipp Nr. 5: Weniger wegwerfen!

5. Fastenwoche: 22. bis 28. März

Jeder und jede Deutsche wirft jährlich ca. 55 Kilo Lebensmittel weg. Das kann kein Zustand sein, an den wir uns gewöhnen. Die Hälfte der weggeworfenen Lebensmittel ist noch genießbar, wenn sie in den Müll wandert. Das bedeutet, dass ein (möglichst dauerhaftes) „Wegwerffasten“ mehrere Wege beschreiten muss.

Erstens:  Besser planen. Wer zu viel Frisches einkauft und/oder zu viel kocht, produziert oft Reste, die leicht verderben können. Wenn das Essen knapp gereicht hat, haben Sie viel besser geplant, als wenn am Ende die Hälfte zurück in die Küche wandert – und später oft in den Müll. Also kaufen Sie gezielt ein. Oder kochen Sie gleich für mehrere Tage – Eintöpfe, Suppen und Aufläufe sind dafür gut geeignet und werden oft mit jedem Aufwärmen leckerer. Tipp für die Abwechslung: Die Montagssuppe erst am Mittwoch wieder essen, dafür am Dienstag einen Auflauf machen, den es dann am Donnerstag nochmal gibt.

Wichtig und noch immer nicht überall bekannt: Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bedeutet nicht: nach Ablauf wegwerfen. (Dafür ist das „Verbrauchsdatum“ da.). Sehr vieles ist noch lange nach dem MHD einwandfrei und genießbar. Riechen sie dran, probieren Sie – und wenn es gut riecht und schmeckt, ist es noch in Ordnung. Nicht wegwerfen! Und wenn Sie es partout nicht mehr selbst essen mögen: Bringen Sie es zur nächstgelegenen Tafel. Dort freut man sich. Und wenn Sie jemanden kennen, der Hühner hält: Hier ist altes Brot immer willkommen. Also stecken Sie hart gewordene Brötchen in einen Stoffbeutel, statt sie in den Müll zu werfen.

Zweitens: Optimal lagern. Frisches Obst und Gemüse, aber auch Fleisch und Fisch verderben oft, weil sie nicht richtig aufbewahrt werden. Im Kühlschrank sinkt die kälteste Luft nach unten – deshalb gehören die genannten Lebensmittel nach unten. Kartoffeln und Zwiebeln sollen kühl und dunkel lagern. Karotten, Paprika, Porree und Salat bleiben länger knackig, wenn Sie sie feucht in eine Plastiktüte stecken oder in ein feuchtes Tuch einwickeln. Einmal täglich nachfeuchten. Gut ist auch eine Kiste mit etwas angefeuchteter Gartenerde, in der Sie Karotten und Rote Bete verbuddeln. Steht sie kühl (Keller, Balkon, Garten), bleiben sie wochenlang frisch. Brokkoli, Blumenkohl, Lauchzwiebeln und frische Kräuter brauchen „nasse Füße“, gehören also wie Blumen in eine „Vase“. Platte Radieschen werden übrigens im Wasserbad schnell wieder prall.

Tipp: Äpfel strömen ein Gas aus, das andere Früchte schneller reifen lässt. Was also schon reif ist, sollte nicht bei den Äpfeln liegen.

Drittens: Haltbar machen und verwerten. Vieles kann man einfrieren: Brot, Fisch, Fleisch, Beeren und Käse. Und auch die Reste fertig gekochter Gerichte sind in der Tiefkühltruhe gut aufgehoben, wenn man sie zügig einfriert. Tipp. Beschriften und mit Datum versehen, damit man weiß, was man sich da auftaut und von wann es ist.

Aus Resten kann man oft auch ein neues Gericht zaubern. Suppen- und Gemüsereste sind eine gute Basis für Nudelsaucen. Oder für ein Omelett. Und unverarbeitete Gemüsereste kocht man sich zu einer Brühe, die man dann wochenlang in einem Schraubglas im Kühlschrank aufbewahrt und beim Kochen nach und nach verbraucht. Aus Obstresten und dem Grünzeug von Gemüse werden Smoothies. Fleckiges und überreifes Obst ist perfekt für einen Crumble: Die Obststücke in eine Auflaufform geben, selbstgemachte Streusel drüber (125 g Dinkelmehl, 100 g braunen Zucker, 80 g kalte Butter mit den Fingern verkrümeln) und 45 Minuten bei 180 Grad goldbraun backen.

Viertens: Den Überblick behalten. Im Kühlschrank sollten angebrochene Packungen immer vorne stehen. Mindestens einmal wöchentlich „Kühlschrank-Inventur“ machen: Was sollte zügig aufgebraucht werden? Neue Eier immer hinter die alten einsortieren. Und regelmäßig eine Liste der Vorräte machen / aktualisieren, die eingefroren sind.

Fastentipp Nr. 4: Klimagerechtes Konsumieren: Weniger CO2-Verbrauch bei Produktion und Transport

4. Fastenwoche: 15. bis 21. März

Hä? Eine mickrige Gurke kostet 1 Euro 69?! Beim Discounter?! Und nicht mal Bio?!

Ja, sicherlich machen die Händler in der gegenwärtigen Krise so manchen unanständigen Zusatzgewinn. Aber man kann es auch mal so sehen: Die Produktion von Gemüse in Gewächshäusern und der Transport quer durch Europa hat schon immer erhebliche Kosten verursacht. Nur tauchten die bisher nicht auf dem Kassenzettel auf. Dafür im Wetterbericht. Und in den Studien der Klimaforscher und -forscherinnen.

Und dass Energie nicht zum Nulltarif zu haben ist, schlägt sich gerade in den Preisen nieder, weil Strom, Öl und Gas teurer geworden sind. Manchmal nimmt das Bewusstsein eben den Weg über die Haushaltskasse.

Was du tun kannst? Du kannst zurückhaltend sein beim Kauf von Lebensmitteln, die mit viel Energieaufwand produziert und/oder über lange Strecken transportiert werden. Das wäre eine Art „CO2-Fasten“ – fürs Klima. Konkrete Tipps dazu findest du in den Fastentipps Nr. 1 (Saisonal und regional) und Nr. 3 (Weniger tierische Produkte).

Tipp: Leg dir ein Poster zu, auf dem für jeden Monat das Gemüse abgebildet ist, das dann natürlicherweise bei uns geerntet wird. Und gestalte deinen Speisezettel bewusst mit einem hohen Anteil dieser Produkte.

Dass du trotzdem im Winter manchmal Lust auf Gurken oder Tomaten hast, ist ganz normal und keine „Sünde“. Unser Fasten will schließlich keine religiöse Vorschrift sein. Eher eine Anregung. Und der Schrecken angesichts aktueller Preise für Gurken hilft vielleicht bei der Suche nach Alternativen.

Fastentipp Nr. 3: Weniger Fleisch und Milchprodukte, dafür z.B. Hülsenfrüchte

3. Fastenwoche: 8. bis 14. März

Ja, der Mensch ist von der Evolution her ein „Allesfresser“. Fleisch lieferte unseren Vorfahren schnelle Energie und machte sie reinen Pflanzenfressern überlegen. Und vor etwa zehntausend Jahren gewöhnten die Menschen sich allmählich daran, auch als Erwachsene Milch und Milchprodukte zu vertragen, was den Speisezettel bereicherte. Aber das ist lange her. Heute, da acht Milliarden Menschen auf der Erde leben, fallen die Schattenseiten des Konsums von Fleisch und Milchprodukten viel stärker ins Gewicht als früher. Die massenhafte Viehzucht belastet das Klima erheblich – weil die „Abgase“ der Rinder direkt klimawirksam sind und weil für Weideflächen kostbare Wälder gerodet werden. Und das betrifft nicht nur das Fleisch selbst, sondern auch die Milch und alles, was man daraus macht. Wussten Sie, dass Butter eine noch schlechtere CO2-Bilanz hat als Rindfleisch?

Außerdem brauchen Rinder pflanzliche Nahrung. Aber wenn man das Getreide direkt als menschliche Nahrung verwendet, können davon siebenmal so viele Menschen sattwerden wie beim „Umweg“ über Viehfutter und Fleischerzeugung.  Angesichts des Hungers in der Welt sollte uns das nachdenklich machen.

Gute Gründe also, häufiger mal auf tierische Produkte zu verzichten – so lecker sie auch sein mögen. Unsere Vorfahren taten das übrigens bis vor etwa hundert Jahren – der Sonntagsbraten war die feierliche Ausnahme von der meist fleischarmen Kost.

Die gute Nachricht: Es gibt vielfach sehr guten Ersatz. So liefern Hülsenfrüchte das Eiweiß, das wir brauchen und das in Fleisch und Milchprodukten enthalten ist.

Bevor man es nicht ausprobiert hat, glaubt man nicht, wir problemlos sich eines der beliebtesten Rezepte auch ohne Fleisch zubereiten lässt: die Bolognese. Probieren Sie es einmal aus.

Bolognese mit roten Linsen

Zutaten für 6 Portionen:

150 g rote Linsen ♦ 1 Zwiebel ♦ 100 g Karotten ♦ 100 g Stangensellerie ♦ 100 g braune Champignons ♦ 8 EL Olivenöl ♦ 3 EL Tomatenmark ♦ 2 TL Ahornsirup ♦ 600 g geschälte Tomaten ♦ 100 ml Rotwein trocken ♦ 200 ml Gemüsebrühe ♦ 3 Zehen Knoblauch ♦ 1 Lorbeerblatt ♦ ½  Zweig Rosmarin oder getrocknet 1 TL ♦ Nach Bedarf ggf. Oregano und Thymian ♦ Hefeflocken ♦ Mit Salz und Pfeffer abschmecken

Anleitung:

  1. Zwiebel, Karotten, Sellerie und Champignons in ca. 5 mm große Würfel schneiden. Olivenöl in einen heißen Topf geben, Gemüse darin bei mittlerer bis hoher Hitze 8 Minuten andünsten, ab und zu umrühren.
  2. Tomatenmark und Ahornsirup dazu geben, 2 Minuten unter häufigem Rühren rösten.
  3. Linsen hinzufügen, mit geschälten Tomaten, Wein und Gemüsebrühe ablöschen.
  4. Knoblauch fein hacken und zusammen mit dem Lorbeerblatt und dem Rosmarin in den Topf geben.
  5. Bei geringer Hitze kurz aufkochen, mit geschlossenem Deckel mindestens 20 Minuten köcheln lassen.
    Tipp: Viele lassen ihre Bolognese deutlich länger köcheln, auf kleinster Stufe. Diese vegane Linsenbolognese mit z.B. Vollkorn-Tagliatelle und mit Hefeflocken als Ersatz für Parmesan servieren.

Info:

Rote Linsen versorgen unseren Körper mit wichtigen Mineralstoffen wie Eisen, Zink, Folsäure und Magnesium sowie einer Reihe von B-Vitaminen und viel pflanzlichem Eiweiß. Außerdem sind sie reich an Antioxidantien, was den Abwehrmechanismus unseres Körpers unterstützt. Bei roten Linsen handelt es sich um geschälte Berglinsen. Alle Sorten von Linsen sind gut für die Böden: An den Wurzeln befinden sich sogenannte Knöllchenbakterien, die Stickstoff aus der Luft im Boden binden. Linsen sind also quasi eine Art natürlicher Dünger. Wichtig: Rote Linsen muss man nicht umständlich einweichen vor der Verarbeitung.

 

Fastentipp Nr. 2: Darf’s ein bisschen weniger sein?

Zweite Fastenwoche: 1. bis 7. März

„Ich hätte gerne vier Brötchen.“

„Wollen Sie nicht fünf nehmen? Sind im Angebot.“

Dieser typische Dialog ist ein Symbol für unseren Umgang mit Lebensmitteln. Ich brauche zwar nur vier Brötchen – aber wenn ich Geld spare, nehme ich fünf. Zur Not schmeiß ich eben eins weg…

Gastfreundschaft und Großzügigkeit sind etwas Wunderbares – aber damit ist nicht Verschwendung gemeint. In unserer Wohlstandsgesellschaft ist der größte Alptraum von Gastgeberinnen und Gastgebern, dass das Essen nicht reichen könnte. Von jedem Gang und jeder Zutat wird häufig so viel zubereitet, dass alle beliebig oft nachnehmen können. Und wir alle kennen die Buffets, für die jeder etwas mitbringt: Meist gibt es dann von jedem einzelnen Gericht so viel, dass jeder nur davon satt werden könnte. Und am Ende steht man mit vier fast vollen Schüsseln Nudel- und Kartoffelsalat da.

Nachhaltiger ist es, genauer zu planen – beim Einkaufen und beim Kochen. Unsere Vorfahren konnten das noch – weil sie es mussten. Dasselbe gilt für Menschen, die von Sozialleistungen leben und jeden Euro umdrehen müssen. Und für viele Menschen in ärmeren Weltgegenden. Wir sollten uns darauf besinnen, um verantwortungsbewusst und wertschätzend mit den kostbaren Lebensmitteln umzugehen.

Tipp: Vor dem Einkaufen und vor dem Kochen visualisieren, was auf dem Teller sein muss, damit eine normale Esserin und ein normaler Esser gut satt werden. Isst wirklich jeder drei Klöße? Und drei Scheiben Braten? Auch die Kinder? Und auch die Tante, die immer schon am Anfang sagt „Für mich bitte nicht so viel!“? Und erledigen nicht Vorspeise, Salat mit Baguette und Nachtisch einen Teil der Sättigung?

Also: Wenn Sie vier Brötchen brauchen, kaufen Sie auch nur vier. Und wenn mal eine Schüssel leer ist, ist das auch kein Drama. Sie haben dann erstens toll gekocht und zweitens immer noch viel besser geplant als alle, die nach der Mahlzeit mit Unmengen von Resten dastehen.

Niemand soll hungrig vom Tisch aufstehen. Aber das gilt für die ganze Menschheit. Und nun: Guten Appetit!

 

Fastentipp Nr. 1: Saisonal und regional statt ständig und exotisch

Erste Fastenwoche: 22. bis 28.Februar

Supermärkte bieten mittlerweile praktisch alle Obst- und Gemüsesorten das ganze Jahr hindurch an. Da kommen die Erdbeeren im Dezember eben aus Südafrika. Und die Blaubeeren aus dem Gewächshaus. oder aus Peru. Unsere Kinder wissen oft auch gar nicht, was natürlicherweise bei uns wächst und was von weither gebracht werden muss, wie Avocados, Mangos, Lychees, Papayas …

Dabei bietet die heimische Landwirtschaft auch im Winterhalbjahr einiges an Gemüsesorten. Lassen Sie sich doch einmal darauf ein:

Rote Bete, Karotten, Lauch, Süßkartoffeln, Kartoffeln und Kohlrabi kann man in Würfel schneiden, auf Wunsch 1-2 Stunden in Olivenöl, Kräutern und Gewürzen marinieren und dann einfach 20-30 Minuten auf dem Blech garen. Wer mag, streut sich Käse drüber, oder serviert einen Kräuterquark oder einen Feldsalat dazu. Auch den gibt’s im Winter. Und fertig ist ein einfach zu machendes, köstliches Essen.

Eine Möglichkeit, „saisonal“ und „regional“ in den Mittelpunkt zu stellen, ist die Biokiste. Wer sich von einem der Biohöfe in der Gegend wöchentlich eine Kiste bequem nach Hause bringen lässt, bekommt automatisch das Gemüse geliefert, das gerade zur Verfügung steht. Und oft auch passende Rezepte zum Inhalt der Kiste.

Übrigens: Wussten Sie schon, dass man im Frühjahr keinen frischen Ziegen- und Schafskäse produzieren kann? Die bekommen dann nämlich ihre Jungen – und die brauchen die Milch. Auch Käse kann also saisonal sein …